Hi,
bin 2009 mitgefahren und kann fast nur Positives berichten. Das einzig wirklich Negative: ausser meiner einer ist kein einziger mit einer RR-Buell mitgefahren. XBs warens wohl weniger als 10. Ein schwaches Bild, wie ich finde, aber das ist ein anderes Thema.
@blackhotchilli: Das mit der Geschwindigkeit ist kein Problem. Niemand schreibt einem vor, langsam und gemächlich hinter den Langgablern herzutuckern. Man kann die Tour auch abrasen, vorausgesetzt man ist in der Lage die Navigation per Roadbook überhaupt während der Fahrt lesen zu können.
"800 Kilometer an einem Tag, was ist das schon?", dachte ich bei der Anmeldung. "Eine lockere Tagestour." Und so wars dann:
Samstag kurz vor Mittag beim Bächli eingtroffen, eingeschrieben und das Roadbook für die erste Etappe entgegen genommen. Roadbooks wie bei Rallies, in denen beschrieben wird wie weit es zum nächsten Abzweig ist, und wohin man fahren muss, sind das nicht. Es ist viel schwieriger. Es ist nur aufgeschrieben (nur ein Beispiel: Beggingen, weiß, Richtung Hemmental, weiß Richtung Siblingen, blau, Richtung Schleitheim). Ob´r rechts geht oder links und nach welcher Entfernung, sagt das Roadbook nicht. Das bleibt deiner erfolgreichen Suche überlassen. Und dann ist das Roadbook zur Förderung der Verwirrung ziemlich eng beschrieben, so dass man schnell mal in der Zeile verrutscht und sich u.U. verfährt. Das kostet dann Zeit und wieder u.U. soviel, dass man hetzen muss, um rechtzeitig beim nächsten Posten zu sein, wo man dann erst das Roadbook für die nächste Etappe entgegen nimmt. Prost Mahlzeit! Da kann alles passieren.
Oder die Gute unter dir streikt und zeigt unterwegs Ermüdungserscheinungen, so wie meine M2, als der Schwimmer hängenblieb und ich nachts um 23°° bei strömendem Regen zum Werkzeug greifen musste. Also nichts mit "pah, das ist doch keine Herausforderung!"
Bis meine Karre wieder lief, verging fast eine Stunde und so musste ich ganz schon Gas geben, um den nächsten Kontrollposten noch zu erreichen. Dieser hat nachdem alle durch waren, auch schon den Besenwagen informiert, dass der Deutsche mit seiner Buell fehlen würde. Knapp 2 Minuten vor Schließen des Postens - sie hatten bereits zusammengeräumt, bin ich dann dort eingetroffen. Das war so um 0:45 Uhr.
Der Einbau eines Wassers und von 3 Espresso brachte mich wieder einigermassen auf Vordermann. Die nächste Etappe sollte ca. 50 Kilometer weiter sein und in knapp einer Stunde würde auch jener Posten wieder schließen. Also los!
Es kübelte wie aus Eimern und die Sicht ging gegen null. Das anstrengenste war dabei, dass man sich weder an Leitpfosten am Strassenrand, noch an irgendwelchen Leitplanken oder weissen Linien auf der Strasse orientieren konnte: die gab es nicht! Die Organisatoren führten uns ausschließlich über kleinste Sträßchen durch die Westschweiz. Hinzu kam, dass nebenbei das Roadbook noch gelesen werden musste. Gucken, fahren, das Visier klatschnass, Regentropfen überall, blendender Gegenverkehr, null Orientierung, die Müdigkeit und volle Konzentration. Nein, das ist keine Lustreise, das ist die härteste (Tor-)Tour meiner 25jährigen Mopedkarriere.
Irgendwann in der Nacht fahre ich an einer Apotheke vorbei, deren Aussenwerbung zeigt die Uhrzeit 2:50 und wechselt mit der Temperaturanzeige die nur noch 5°C zu sehen gibt.
Pause is´nich´, ich muss die verlorene Zeit von vor Mitternacht aufholen. Kurz vor vier lässt der Himmel erste Anzeichen sehen, dass es bald hell werden wird. Es dauert noch über eine Stunde, bis die Sicht sich soweit verbessert, dass die müden Augen etwas Schonung erfahren. Dann endlich im Jura, kann ich mir von 6:00 bis 6:30 eine erste Pause gönnen. Heiße Ovo und Kaffee wärmen etwas auf, doch richtig munter machen sie mich nicht. Eine gute Nachricht gibt es allerdings: es hört endlich auf zu regnen.
Weiter über kleine und kleinste Sträßchen, die die volle Konzentration erfordern. Wenn es doch nur mal eine Weile geradeaus ginge. In Moutier steigen die Temperaturen dann wieder auf ein erträgliches Maß und ich entledige mich meiner Regenklamotten.
Dann geht´s durch ebenso kurvige Baselland und weiter Richtung Osten. Es wird beinahe unerträglich heiß und ich kämpfe mit dem Schlaf. Um 13 Uhr erreiche ich das Ziel und will einfach nur meine Ruhe haben, die mir die Liveband und hunderte Zuschauer, Pressefuzzies und Schaulustige nicht gönnen wollen. Nach einem Essen und der Übergabe des Teilnehmerpatches packe ich meine Buell Richtung Heimat.
Als ich am Sonntag Nachmittag um 15°° Uhr zu Hause ankomme, bin ich insgesamt 980 Kilometer und 29 Stunden auf dem Bock gesessen.
Wer jetzt noch meint, die Swiss 500 Miles sei für einen richtigen Bueller keine Herausforderung der ist ein Weichei.
Mehr ist dazu nicht zu sagen...
Hänsi