luge's RAL-Tick, RAL-F**k - RAL-FAQ

    • Offizieller Beitrag

    ... doch findet man pro Woche einen Thread mit dieser Frage...


    Das ist ein Grund, der mir, nur bei der Nennung des RAL-Systems, leicht den Kamm schwellen lässt. Aus beruflichen Gründen. RAL ( "Reichsauschuss für Lieferbedingungen" ) ist ein Farbsystem der frühen zwanziger Jahre und diente der deutschen Industrie dazu, der Wehrmacht immer schön einheitliches Feldgrau zu liefern. Was dann ja auch einen sehr zweifelhafte internationalen Erfolg hatte.
    Als echtes Farbsystem kann man es nicht bezeichnen, da es keine Mischrezepte enthält. Es bezeichnet nur den grossen Topf aus dem es kommt. Da jeder Lacklieferant einen anderen Topf hat, gibt es dort schon Abweichungen. Das RAL-System hält sich aber stur und hartnäckig, weil es mit 216 Farben auch für den nebenberuflichen Baumarkt-Farbenberater grade noch übersichtlich ist und der Baumarkt auch einen Farbenfächer hat, der 15 Jahre alt ist und am Fenster neben der Mischbatterie in der Sonne hängt.
    Trotz vorhandener besserer Systeme, wie zum Beispiel NCS und DIN. RAL Klassik enthält natürlich auch Standards, an denen man nicht vorbei kommt, zum Beispiel Resedagrün RAL 6011 als Standard für den Maschinenbau ("Kotz würg", meine Lieblingsfarbe!). Der Hit ist, das die Deppen vom RAL jetzt auch noch Kunststoff-RAL-Muster anbieten. 100 farbige Kunststoffplatten, nur in Polypropylen, Hochglanz, für 1300.- Euro!
    RAL 3000 Feuerrot sieht im Lack anders aus als im Kunststoff, in Polycarbonat sieht's anders aus als in ABS und nochmals anders als in Polypropylen. Und je Material anders in 2mm, 3 mm und 4mm Wandstärke.
    PP ist Hochglanz einfach nicht Hochglanz, höchstens Speckschwartenglanz, da kann der Pfeffi den gehärteten Werkzeugstahl mit Diamantschleifpaste soviel polieren wie will. Masterbatch, Injektionsdruck, Feuchte des Kunststoffgranulats und Spritzzyklen tun ihren Rest in der Variantenvielfalt. Den besten Hochglanz schafft man im Kunststoff mit PC oder PMMA und deren Blends. Die RAL-Kunststoffmuster vernachlässigen dabei auch die Beimischung von Verstärkungsmaterialien wie z.B. Glasfasern oder ähnliches.
    Ein Kunststoff, der definitiv RAL 9017 Verkehrsschwarz ist, wird dadurch noch milchig trüb. Siehe Airboxcover einer 2004er XB, da grinse ich immer über die Polierversuche im Xborg. Gemessen mit einem digitalen Messgerät ist er genau nach Definition 9017. Das Messgerät misst einfach nach dem Prinzip "Neger im Tunnel", also schwarz. Glanzgrade, Tiefenwirkung usw kann es nicht erfassen. Nicht zu reden von dem Drecksmaterial der Buell-Kunststoffteile, welches irgendeine Mischung aus PP und PC-sonstwas ist und, meiner Meinung nach, runtergefallenes Restmaterial vom Fabrikboden bei BASF ist. Siehe Thema gerissene transparente Airboxcover.
    Die RAL-Kunststoffmuster sind also schon ab Auslieferung Müll. Genauso wie die Kunststofffarbmuster von Pantone in ABS von vor 15 Jahren. Müll. Genauso wie die Farbfächer von RAL. Teurer Müll. Baumarktmüll.


    Die Frage, ob an einem Moped RAL "irgendwas" das richtige Schwarz ist, ob nun 9004, 9005, 9011 , 9017 oder Neunzigschiessmichtot ist müssig. Sie weist darauf hin, das der befragte Lackierer keine Lust hat, die Farbe korrekt selber zu definieren und seine Kunden mit dieser Frage wieder ratlos in die Wüste schickt. Oder das er es einfach nicht kann. Du hast ja zum Beispiel einen gefunden, der es kann, auch bei der Rahmenfarbe) Ich kann's nicht, bin farbendumm. Ich scheitere daran ob türkis blau ist oder grün.
    Zum Lackieren:
    Der fertige Farbeindruck beim Lackieren ist dermassen vom Spritzdruck, vom Untergrund, vom Material und vom Glanzgrad der Farbe und auch noch vom Lieferanten des Lacks abhängig, das das fast sch**ssegal ist, welches Schwarz man spritzt. Bei Weiss ist es ebenso, Druckgussteile werden anders als Kunststoffteile und anders als Frästeile, obwohl in einem Arbeitsgang, mit gleichen Haftgrund, mit gleichem Füller und gleichem Lack bei gleicher Temperatur und Luftfeuchtigkeit aus der gleichen Pistole vom immer gleich betrunkenen Lackierer gespritzt. Alles viel zu spitzfindig, ich benutze zum Schluss Photoshop.


    Ausserdem: Unsere Buells sind nicht fürs Museum mit UV reduzierter Tageslichtbeleuchtung, sondern für die Landstrasse, da braucht es doch nur ein freundliches Nachtweiss, ein flammendes Anthrazit oder ein blendendes Hellschwarz. Der Fliegenschiss und die Güllespritzer kommen von allein.

    ... ɟdoʞ lɐɯ ɹǝpǝıʍ ʇɥǝʇs sǝllɐ pun

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