STT 2007 - die Auferstehung und das Projjekt einskommazweihochzwei

  • Wie viele von euch wissen hat mein 2007er XB12 Motor das zeitlich gesegnet:
    Erst war's ein leises Klingeln, dann ein hörbares Klicken, dann ein unüberhörbares KLackern - und auf dem Kringl in AdR wurde es zum Knirschen. Einige von euch meinten: "Fahr das Bike bis es stehenbleibt, dann weiss man wenigstens was kaputt ist", andere meinten "wie kannst du den Motor nur so quälen - ich hätte viel früher abgestellt".


    Wie auch immer - die Zerlegungsaktion bei M. aus U. im AG zeigte, dass ich Glück im Unglück hatte: es sind keine "lebensnotwendigen" Teile verletzt, so dass der Motor wieder aufgebaut werden kann.


    Die Zerlegung hab ich hier fotografisch dokumentiert. DOrt zeigt sich, dass die meisten Parts noch ganz okay waren. Bis eben auf
    1. den Primärschaden:
    das Pleuelelager hatte 2 mm Ernst (nein, das war kein Spiel mehr)


    2. den Sekundärschaden:
    der vordere Kolben hat sich taumelnderweise von Teilen seiner selbst getrennt.


    Letzteres zeigt sich besonder imposant im direkten Vergleich:


    Was genau der Grund für den Primärschaden war - abgerissener Schmierfilm, mangelndes Öl (kann ich mir kaum vorstellen), thermisches Problem oder schlampige Lager - wird wohl Erik's Geheimnis bleiben, aber auf jeden Fall ist nichts unreparierbares kaputt.


    Nun kommt der zerlegte Motor zu dem Langen nach Deutschland und wird dort richtig überarbeitet.
    Was ich bei der Überführung von CH nach D lerne und was ich sonst noch erlebe, werde ich in diesem Thread festhalten.


    Viel Spass beim Lesen und folgen...

    Carving macht vor allem im Sommer Spass.
    #whereibuymystuff

  • Nun Teil 1: Die Überführung.


    Ich muss also nun einen zerlegten Motor nach Deutschland einführen, dort reparieren lassen und zusammengebaut wieder in die Schweiz zurückbringen. Wer den Grenzverkehr kennt weiss: es gibt mehrere Varianten, aber nur eine davon ist legal.
    Ich wollte mich zunächst mit der legalen Variante befassen, und habe dazu eine Spedition angerufen. Diese sollte mir bei dem Papierkram helfen.
    Ihr Angebot: Machen wir gerne, kostet 450 Stutz.


    Nach dreimal leer schlucken habe ich gesagt: Das kann's ja nicht sein, jetzt recherchiere ich selber mal. Denn ein Kollege, der früher mal beim Zoll in CH gearbeitet hat meinte, dass das kein Hexenwerk sei.


    Also rief ich beim Zoll in Basel/Weil an und man meinte dort:
    "Das ist wirklich kein Ding - als Privatmann füllen sie ein Formular 1163 aus, und dann können sie den Motor ausführen. Kein Ding, das machen wir täglich, sie brauchen auch eigentlich keine Unterlagen, und wir helfen ihnen gerne beim Ausfüllen".
    Oha, meinte ich - dafür 450 CHF?
    Meine Rückfrage beim deutschen Zoll offenbarte allerdings das Elend, denn es gibt eine kritische Frage, die es zu beantworten gilt:
    Hat dein Motor noch mehr als 300 EUR Restwert?


    Wenn du diese Frage mit "Ja" beantworten musst, dann hast du ein Problem: Anmelden zur aktiven Veredelung, Papierkram, Ausfuhrpapiere, Hinterlegung einer Kaution, usw. Also echter Stress. Und das ist mit Sicherheit 450 Stutz wert.


    Wenn du aber - wie ich - diese Frage leicht und locker mit "Nein" beantworten kannst, dann ist das deutlich einfacher. Und in meinem Fall ist das easy: Benchmarkpreis für einen gebrauchten XB12 Motor liegt bei max. 2'200 EUR (sagt die Bucht - Screenshot gemacht und dabei), der Kostenvoranschlag für die Reparatur liegt deutlich darüber - also ist der Wert deutlich darunter.
    Auf die Frage "warum machen Sie das dann überhaupt?" habe ich auch schon eine Antwort:
    1. ist das ein sentimentaler Wert
    2. gibt es derzeit keinen Austauschmotor meines Baujahrs, und der Umbau auf andere Motoren wird noch teurer.


    Also: Er ist also < 300 EUR Restwert, mein Dusel.
    Denn jetzt sollte das so ablaufen:
    - Motor in Teilen in den Kofferraum
    - An die Grenze fahren
    - an den Schweizer Zoll fahren
    - Formular 1163 ausfüllen (lassen)
    - abstempeln
    - ...und dann einfach legal über die Grenze fahren.
    Denn: bis 300 Euro Warenwert ist das normaler Grenzverkehr ohne Verzollung.


    Bei der Heimfahrt muss ich die Rechnung der Reparatur in Deutschland abstempeln lassen (gibt die MwSt. zurück), dann an den CH-Zoll, da die SChweizer MwSts zahlen, das Formular 1163 abgeben, und nach Hause fahren.


    Soweit die Theorie.


    Ob das jetzt wirklich so klappt werde ich in den kommenden Wochen sehen, wenn ich das alles in die Tat umsetze.
    Also: Stay tuned...

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    #whereibuymystuff

  • Bau den Motor doch einfach wieder drunter und bring sie mit dem Schild dran auf dem Hänger zur Klinik.
    Dann kannst Du Dir den ganzen Schmus sparen.

    Weltmeister im synchron-Klippenspringen 2015


    8) In dubio Prosecco!

  • Also Heiko. Das mit dem Restwert hat mir keiner der Zöllner gesagt. Aber sonst haben die geplaudert wie ein Frauenkaffeekränzchen. Ausfuhr haste ja schon gemacht. Was wichtig ist, dass der Lange alle Papiere und auch seine Rechnung dem BINNENZOLLAMT Heidelberg (war es glaub ich) vorlegt.


    Die lassen dann ihre Stepel rasseln und du fährst mit allen Papieren an den Zoll. Dann rennst du ca.: vier Mal zwischen den Schweizer und Deutschen Behörden hin und her. Wenn du Glück hast, wird grad eine strohblonde niederländische Schönheit verhaftet, weil sie irgendetwas (wohl nicht Drogen, oder) schmuggelt.


    Dann wird dir der Deutsche Grenzzölner das Lied singen, dass die Binnenzöllner alles Döfis sind und keiner hat eine Ahnung dort, was der Grenzzoll tut. Ehrlicherweise gibt er auch gleich zu, dass die Grenzzöllner keinen Plan haben, warum es eigentlich Binnenzöllner gibt.


    Schlussendlich hat er mir alle Papiere in 3/4 Ordnung durchgewunken und mir noch eine Telefonnummer des Oberwichtigtuer des Grenzzolls Basel Weil gegeben. Dieser könne immer weiter helfen.


    Einfach Geduld brauchst du. Es geht immer - auch ohne 450 Franken für die, die es dann eingentlich wissen MÜSSTEN.


    Gruss und gutes Gelingen wünscht
    Röschti

    Bärner Hoble Racing Member ohne Logo, Banner oder was auch immer für eine Flagge.
    Thank you, for not being an idiot.

  • @ SuperTTimmi; Mach mir noch keine angst, meine hat zwar noch keine 50 drauf aber - ich habe dies nicht im sinn - und wenn doch, wird der motor "anständig" gemacht ;)


    Gruess Vale

  • Leute... Das Abstempeln am Zoll acht Sinn, da man die MwSt.-Differenz erstattet bekommt...
    Und es sicher ein erheblicher Mehraufwand hunderte km mit dem Töff auf dem Hänger zu fahren. Und dann vorher noch den Kram zusammenbauen.


    Und Speditionen sind da oft gierig.

    cu
    Marcus
    ---
    4 Zylinder ?! - Das sind doch zwei Motoren, oder ?

  • Röster:
    Das mit dem Wert unter 300 EUR hat mit der Deutsche so in einem Nebensatz gesagt. Ich hab dann nachgehakt und festgestellt, dass das für mich der Goldene Weg sein kann - zumal ich ja mit dem kaputten Kolben ja auch einen Beweis habe, dass das Ding im Eimer ist...
    Werde nochmals auf dich zukommen wegen der Einfuhr nach CH, wenn der Motor fertig ist.


    @TB: tolle Idee - den zerlegten Motor wieder zusammenbauen, das Motorrad drumherum bauen, dann alles in D wieder abbauen und den Motor wieder zerlegen, um ihn dann zu reparieren. Ich für meinen Teil habe so viel Zeit und/oder Geld nicht übrig...


    Vale: ja der Motor wird "anständig" gemacht, daher auch einskommazweihochzwei = 1.44 (naja, eigentlich wären es ja 1.43).
    Aber man wird ja mal Runden dürfen...

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    #whereibuymystuff

  • Heiko, du brauchst bei der Konfiguration aber noch ein paar andere sachen zum drüber nachdenken. Um die 1430 zu befeuern brauchts ein vernünftiges Mapping und einen höheren Einspritzdruck. Da gibts ein Ventil für höheren Einspritzdruck bei EBR und die letzte Logfahrt mit nem 1430er hat angezeigt, daß das Teil unbedingt braucht, da sonst die Einspritzmenge nicht reicht. Da lief die Kiste doch tatsächlich mit nem komplett angefetteten Racemap obenrum immer noch zu mager...:-o

  • Heiko, du brauchst bei der Konfiguration aber noch ein paar andere sachen zum drüber nachdenken. Um die 1430 zu befeuern brauchts ein vernünftiges Mapping und einen höheren Einspritzdruck. Da gibts ein Ventil für höheren Einspritzdruck bei EBR und die letzte Logfahrt mit nem 1430er hat angezeigt, daß das Teil unbedingt braucht, da sonst die Einspritzmenge nicht reicht. Da lief die Kiste doch tatsächlich mit nem komplett angefetteten Racemap obenrum immer noch zu mager...:-o


    Yep, habe ich schon gelesen und gehört. Ist Teil der Planung, habe das auch schon angesprochen.
    Braucht's nur das Ventil oder auch noch eine andere Pumpe?

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  • Der Durchsatz ist direkt proportional zum Druck, insofern würde ich die Map einfach mit dem Verhältnis alter Druck/neuer Druck multiplizieren.
    Für 120 PS reicht überschlägig ein Durchsatz von ca. 370 ccm/min.


    Edit: "direkt proportional zum Druck" ist falsch, zur Quadratwurzel des Druckverhältnisses wäre richtig.

  • Der Durchsatz ist direkt proportional zum Druck, insofern würde ich die Map einfach mit dem Verhältnis alter Druck/neuer Druck multiplizieren.
    Für 120 PS reicht überschlägig ein Durchsatz von ca. 370 ccm/min.


    Welches Einspritzventil muss ich dafür nehmen? Habe gehört, das EBR sei nicht lieferbar?
    Falls das stimmt - gibt's Alternativen?

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  • heiko, nimm gleich 2 oder so :)


    ich freu mich schon dein motörchen ins rähmchen einzusetzten :)

    "wenn Sprache den Umweg über das Gehirn scheut, sollte man eingreifen dürfen."
    "brown lightning - der braune Blitz"

  • Der Durchsatz ist direkt proportional zum Druck, insofern würde ich die Map einfach mit dem Verhältnis alter Druck/neuer Druck multiplizieren.
    Für 120 PS reicht überschlägig ein Durchsatz von ca. 370 ccm/min.


    Edit: "direkt proportional zum Druck" ist falsch, zur Quadratwurzel des Druckverhältnisses wäre richtig.


    Rein rechnerisch stimme ich Dir hier zu, allerdings wird hier schon an einer Menge "Schräubchen " gedreht. Da beginnt es mit den gemachten Köpfen, erhöhtem Hubraum, eventuell geänderte Verdichtung. Also ich tippe hier mal auf ein ziemlich geändertes Map. Am besten den Krümmer auch mit dazupacken und Lambdasondenstutzen einschweißen lassen. In diesem Umfang geänderte Motoren würde ich im Vollastbereich über eine Breitbandsonde mappen. Erfahrungswerte gibt es bislang keine, denke ich, da jeder Motor auf die ein oder andere Weise ein Unikat ist. Kaum einer fährt mit dem gleichen Auspuff, Lufi usw. Zudem ist die Kopfbearbeitung größtenteils Handarbeit und unterscheidet sich auch von Motor zu Motor auf jeden Fall in Nuancen. Also Ärmel hochkremplen und Mapping machen und Logfiles fahren...:devil:


  • @TB: tolle Idee - den zerlegten Motor wieder zusammenbauen, das Motorrad drumherum bauen, dann alles in D wieder abbauen und den Motor wieder zerlegen, um ihn dann zu reparieren. Ich für meinen Teil habe so viel Zeit und/oder Geld nicht übrig...


    Von zusammenbauen hab ich nichts gesagt, Du musst schon richtig lesen.
    Die beiden Zylinder wieder draufschrauben und dann den Motor drunter, ohne Innenleben, dürfte auch für Dich kein Problem sein. Selbst mit zwei linken Händen dauert die optische Wiederherrichtung kaum länger als 2 Std.


    Aber mach wie Du willst, jedem das Seine.

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    8) In dubio Prosecco!

  • @TB
    Überleg doch mal den Zeitaufwand...
    Mit Hänger darfste nur 80 Fahren...
    2h einbauen, wieder zwei auseinander...
    Bei Timmis Stundenlohn rentiert das bei weitem nicht... da kann er im Endefekt besser ne Spedition beauftragen :devil:


    Ich mach nur Spass


    Die Lösung mit dem Restwert macht für mich Sinn... nur wie siehts bei der Wiedereinfuhr aus... Dann ist das Aggregat ja quasi vergoldet und ein vielfaches Wert...?

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