swiss500miles

Ein kleiner Rückblick:

Artig wie ich bin ging ich am Freitag früh ins Bett um für die 500 Meilen am Samstag fit zu sein. Da der Treffpunkt beim Bächli ja erst um 11.30 Uhr vereinbart war sollte auch noch genug Zeit zum ausschlafen sein. Leider leide ich aber offenbar schon an seniler Bettflucht, somit war ich weit vor meinem Wecker wach. Daher machte ich mich schon frühzeitig auf den Weg zum Harley Himmel (kommen da tote Harleys hin wenn sie artig waren?). Nach Verzichtserklärung und Einschreiben hab ich mir dann ein paar dieser komischen Motorräder angesehen bei denen der Hinterreifen so breit ist wie meine Buell lang und fragte mich für was das gut sein soll? So, dann Roadbook zur Hand, mal schauen wie das so läuft und wo es in etwa durchgeht. In Oberrieden bei T-Kreuzung am See R; in Horgen Rtg Chur (blau) folgen, L Rtg Meilen (weiss). Meilen? Wart mal, Meilen, das ist doch auf der anderen Seite des Sees? Ach ja, in Zürich betreibt man ja Autofähren. In Basel kennen wir nur Personenfähren die den Rhein queren und auf denen man Fondue essen kann. Aber nach Fondue war mir jetzt nicht. Da klinget auch schon das Telephon. Wer ruft denn an? Der ämme-buell hat doch meine Nummer gar nicht. Oh ,es ist Vale. Kurz darauf kommt er daher spaziert in Jenas und Turnschuhen? "Fährts du so?" "Ne, Moped im Arsch." "Mist!" Nunja, nach ein wenig gequatsche die Zeit angesehen, ups 11.30 vorbei. Den ämme-buell wohl verpasst. Scheisse, jetzt steh ich alleine da! "Hey Vale, fährst du mit dem Auto den Prolog mit?" "Na klar!" Und ab!
Nach etwa 20 Minuten hinter Harleys rumtuckern ist mir schon fast das Gesicht eingeschlafen. Zudem wäre ich über den Buchenegg dem vor mir mehrmals beinahe in den Arsch gefahren. Wenn der mit seiner Couch auf zwei Rädern mal in der Kurve war schien es fast als wolle er diese nicht mehr verlassen. Ich bekam schon die ersten Zweifel ob das gut kommen würde. Nun gut, dann kam doch tatsächlich diese Fähre. (Braucht man in Zürich wirklich so was? Wir bauen Brücken.) Von Meilen auf ging's dann irgendwo durch nach Greifensee wo der Start war. Noch kurz was zu Mittag essen und schon hatte ich das Gefühl dass ich mich viel zu warm angezogen habe. Vor dem Start verabschiedete sich Vale dann wieder, obwohl er sich überlegte ein Tuk-Tuk zu mieten und mit dem mitzufahren.
Ansprache des Chefs. Da steht plötzlich einer im Buell--Kombi neben mir. Ich frag ihn ob er alleine unterwegs sei. Ja meint er, er habe eine schwarze XB und stehe weit hinten im Feld. Das sei doof, denn er wolle in der Nacht möglichst weit vorne sein damit er sich aufs Ohr legen kann. Aber er würde auch gerne überholen, dann habe er was zu tun. Dann los an den Start, Barriere hoch, und die ersten Harleys müssen angeschoben werden. Und dann gleich Stau und heiss und es geht nicht voran und oje, kommt das wirklich gut? Ich kleb das irgendwo in der Harleymasse fest da düst 'ne schwarze XB vorbei. Das war doch der Typ von vorhin? Na dem geht ich mal nach. Gas auf, links raus und ja den Buell-Schriftzug nicht aus den Augen verlieren. So ging's die erste Etappe bis nach Rossrüti und die zweite Etappe nach Rapperwils. Am Checkpoint seh ich zwei Buells, einer mit Sozia. Das könnte doch der ämme-buell sein. Kurz gefragt, und siehe da, er ist es. Ja, irgendwie haben wir uns beim Bächli verpasst, jänu. Ich schliesse mich weiterhin, ungefragt dem Typen im Buell-Kombi an. Dritte Etappe nach Teufen. Langsam beginnt es Spass zu machen und der Typ im Kombi hat wohl gemerkt dass ich mich an ihn halte, denn er wartet wenn er mich aus dem Rückspiegel verliert. Super Sache! Dass er ganz nach vorne will merke ich bald. In einem Öffnen des Gashahns lassen wir ganze Harleyconvoys stehen. Obwohl es so ähnlich ist wie einem Kind den Lolli wegzunehmen macht es trotzdem Spass den HOG-Kutten zu zeigen wie fahren kann. Checkpoint 4, Buchs, öffnet um 20.15, genau dann sind wir da, und noch keine Harley. Wir sind ganz vorne und somit 537 Harleys hinter uns (ok, eine Hand voll Buells auch noch). Wir beschliessen das Tageslicht zu nutzen und erst später zu Essen. Also rasch weiter. Mittlerweile hat doch auch noch eine Harley den Weg gefunden, ein wilder Walliser. Er schliesst sich auch gleich an. Doch die Freude währt nicht lange, Regen. *Wortedieichnichtschribenmöchte!!!!* Gut, Klamotten an und weiter das Rheintal hinunter Chur, Reichenau, Bonaduz und Richtung Vals. Langsam ist's recht dunkel, nass und frisch. Ne wunderbare Strecke, aber nicht bei diesen Verhältnissen, ich hoffe noch immer auf Wetterbesserung. Versam, nächster Checkpoint. Beinahe frenetisch werden wir empfangen, immernoch vor 537 Harleys (den Walliser haben wir auf den schmalen Strässchen abgehängt). Da es nicht mehr viel dunkler werden kann, und das Wetter auch nicht schlechter essen wir. Erst jetzt kommen wir zum reden und dazu uns vorzustellen, und Mist, hiess er jetzt Michael oder Martin? Nein, ich glaub Michael. Auf jeden Fall ist er Elektro-Ingenieur und zaubert eine selbstgebaut LED-Helmlampe mit 2000 Lumen aus der Tasche und mach damit die Nacht zum Tag. Der Walliser hat uns mittlerweile eingeholt und ist bereits weitergezogen. Schon war's wieder vorbei mit der Führung (obwohl sie nichts zählt).
Weiter auf Etappe 6, geht nur 30 km. Ca. 10km gefahren, scharfer links knick, ich schalt runter in den 1. Gang, ums Eck, hoch ins zwei, Gas, Drehzahl geht hoch, Tacho nicht. Hm, hab ich in N geschalten? Nochmals runter, Gas aber schneller wird der Töff nicht. "OH NEIN, bitte nicht!!!" blick auf Pully. Pully da, aber kein Belt darauf. Blick auf die Strasse, ja da liegt der Belt. Michael hat mittlerweile gemerkt das ich nicht mehr folge und hat kehrt gemacht. Jetzt, was machst du mit 'nem gerissenen Belt, nachts um elf bei strömenden Regen im verlassensten aller Bünderländer. Werder er noch ich Soziusrasten um zu 'nem Checkpoint zum kommen. Der Besenwagen fährt am Schluss des Tross, und wir waren zuvorderst. Was soviel heisst wie 5 Stunden warten. Na, was würdest du tun? Was würde Jesus tun???
Ganz einfach, du nimmst den Ersatzbelt aus dem Tankrucksack. Zu allem Glück im Unglück waren wir in einem kleinen Ort, fanden einen kleinen Unterstand, ein klein wenig Licht und eine Holzbeige. Von dieser liehen wir uns ein paar Scheite die wir unter die Buell stopften um sie ein wenig aufzubocken. Glücklicherweise war der Michael bei mir und half. Und ich hatte ein schlechtes Gewissen weil das von seiner Schlafenszeit abging. Also, Buell aufs Holz, Fussraste weg, Pullycover weg, Schwinge auf (Wenn ich schon 'nen Belt spazieren fahre dann auch das Werkzeug!) Belt drauf, alles wieder zu und dran und nach ca. 20 min war der neue Belt drauf, und ca. 20 Harleys an uns vorbei. Am nächsten Checkpoint hatte es sich bereits verbreitet, dass jemand einen Beltriss hatte. Doch wir konnten jetzt verkünden dass wir back on the track sind. Weiter nach Flond, Disentis und hoch auf den Lukmanier, um ein Uhr morgens. Jetzt war's richtig kalt, alles durchnässt, Sicht miserabel und die Stimmung im tief. Ich plante eigentlich durchzufahren. Bei den Wetterverhältnissen war mir aber bald bewusst dass das nichts bringt. Da der Michael eh schlafen wollte, und wir einen veritablen Vorsprung hatten, legten wir uns im Hospitz 4 Stunden hin. Die Ersten die sich schlafen legten und die letzten die wieder aufstanden. Um 5.15 gings weiter, nun praktisch zu hinterst. Die Aufholjagden konnten beginnen. Nass und kalt war es leider immer noch, jedoch sah man wieder was. Also runter nach Biasca, Faido und dann Richtung Nufenen. Wollen die uns wirklich am morgen um halb sieben über den höchsten Schweizer Alpenpass jagen? Bei dem Sauwetter? Ja sie wollen! Auf dem Nufenen war Sicht und Temperatur das selbe = 0. Möglichst rasch wieder runter und dann ein Kaffe trinken.
Nach dem Kaffee ging's über den Grimsel, wieder alles gleich null, kurz auf den Susten hoch den Stempel abholen und wieder runter nach Innertkirch. Weiter Brünig - Sörenberg und warte, du, es regnet nicht mehr, ich sehe Sonne! Das Wetter wurde wieder besser.Weiter ging's durchs Entlebuch mit stetig besserem Wetter, der Spass kam zurück, und wir liessen die Heerscharen an Electra-Glides hinter uns.
Das Ziel kommt näher. Also, schönmachen für's Siegerfoto. Regenkombi ab. Meine Regenhose, die ich irgendwann am Morgen am Auspuff verbrannt habe, sowie meine Überstiefel die total zerfledert waren liess ich am Checkpoint zurück.
Zielflagge in Bremgarten über der Holzbrücke. Jetzt wird abgerechnet, hast du die nötigen Kilometer? Oder war alles für die Katz? Muss ich nochmals auf den Nufenen hoch, versteckter Checkpoint überflogen?
Nix die Bohne, alles im Grünen. 806km waren gefordert, 808km hab ich mitgebracht - tiptopi Sach! Moped in die Altstatt gestellt, den hartverdienten Pin geholt und was zu Essen.
Mit den Tischnachbarn kamen wir noch ins Gespräch, die wollten nicht glauben, dass sich die Strecke mit 'ner Buell gut machen lies. Das selbe sagte ich ihm über die Harley. Ich musst ihm dann auch noch sagen, dass wir wenigsten Spass in der Kurve haben.

Mein Fazit: Hat sehr viel Spass gemacht. Ein grosses Dank meinem Tourguide und Reparaturhelfer, ohne ihn wäre ich verloren gewesen (Leider ist er hier nicht angemeldet, aber vlt schaut er ja mal rein). Die wahre Herausforderung empfand ich nicht in der Länge der Strecke oder der Fahrzeit, sonst hätt' ich keine Ablängerung auf der Heimfahrt gemacht, sondern beim Wetter. Ist das Wetter mies ist es wirklich hart. Vorallem für jene die durchfahren. Bei gutem Wetter sollte es aber für jeden gut machbar sein.
Sollte im nächsten Jahr jemand Lust dazu verspüren würde ich ihn ziemlich sicher begleiten.

Pässeliste hatte ich zwar dabei, aber dazu Fotos zu machen kam ich nicht. Egal, jetzt weiss ich wo das Zeugs versteckt ist und fahr da nochmals lang.

Ja mit dem höchsten Pass ist es so ähnlich wie mit dem grössten Schweizer See. Das ist nähmlich auch nicht der Bodensee oder der Lac Léman. Sondern der Neuenburgersee, da dieser komplett in der Schweiz liegt.
So ist's eben auch mit dem Umbrail. Die Passhöhe haben sich da die Italiener geschnappt und darum bleibt der Nufenen der höchste, rein schweizerische, Alpenpass.

Kennt jemand noch ähnliche Events wie die swiss500? Hab mich mal ein wenig umgesehen, aber leider nichts gefunden.
Ich würde gerne öfters an solchen spezial Anlässen teilnehmen.