Umkipper, Hinfaller, Wegschmierer, Highsider, usw.

  • So spektakulär fliegt man dem Fotografen nur ganz selten vor die Linse!



    Wie sowas passiert? Ich war unter den Buellowners der einzige ohne Pneuwärmer was eigentlich nichts macht wenn man die ersten beiden Runden etwas langsamer angeht. So hab ichs am Vortag und den beiden vorangegangenen Turns auch gemacht. Dann gings raus zum dritten Turn. Ich fuhr hinter Wyser. Werni, hinter dem ich schon tausende von Km hergefahren bin und dem ich blind vertraue. Irgendwie hat da mein Hirn abgeschaltet und den Hinterherfahrmodus aktiviert. Am Ende der Gegengerade kommt das Shell Ess, rechts ging gut, links ging nicht, das war erst die dritte Linkskurve und die Reifen einfach nicht warm genug. Dann schlagartig hinten weggerutscht trotz elektronischer Helferlein.
    Deshalb kann ich mit gutem Gewissen sagen: Der Dümmste bin ich!



    Mir hat's, neben den üblichen, nicht erwähnenswerten Wehwehchen, nichts gemacht und die BMW wird auch wieder ganz gesund.

    Weltmeister im synchron-Klippenspringen 2015


    8) In dubio Prosecco!

    Einmal editiert, zuletzt von Töfflibueb ()

  • Wieder mal ich, heute aber zum letzten mal!


    Ein halbes Jahr ist verstrichen. Zeit das hier auch noch aufzuarbeiten.
    Am Donnerstag, 27. August 2015, dem 1. Tag des 11. Alpengrollens startete ich im lauf des Vormittages mit einer Gruppe von 7 Buells. Ich hatte gut geschlafen in der Nacht zuvor, gemütlich gefrühstückt und mich in Ruhe auf die heutige Tour vorbereitet. Ich war Tourguide, wir fuhren eine normale Tagestour über den Passo di Rolle. Wir machten Kaffe- und Mittagspause, fuhren normal im Rahmen des Gesetzes und waren entspannt und ungestresst unterwegs, so wie es eigentlich sein sollte. Am Nachmittag machten wir einen Tankstopp, ich trank noch eine Büxe Red Bull und dann nahmen wir den letzten Pass, den Passo Brocon, auf dem Heimweg in Angriff. Nach ein paar Serpentinen kam ich aus einer Rechtskurve und sah vor mir eine Gerade von 3-400m. Das war der erste Fehler. Ich hätte genauer hinsehen müssen! Ich beschleunigte aus der Kurve, schaltete vom 2. in den 3. Gang und schaute einen Moment weg in die Landschaft oder auf meine Instrumente und das war der zweite, fatale Fehler. Da war keine Gerade sondern eine weitere Rechtskurve im Abstand von etwa 150m. Als ich meinen Blick wieder auf die Strasse legte, war ich bereits mitten in dieser Kurve. Vollbremsung! Bis die S1 hinten hochkam. Der schreckliche Moment als ich realisierte dass es nicht mehr reichen würde. Der Sekundenbruchteil in dem ich mich entscheiden musste in die Leitplanke oder links daran vorbeizufahren ohne zu wissen was hintendran kommt…… Ich fuhr neben der Leitplanke vorbei ins Leere. Das letzte woran ich mich erinnern kann, ist ein langer, freier Fall. Von da an hatte ich nur noch Glück. Ich stürzte 20m, das sind 7 Stockwerke, in die Tiefe. Ich hatte Glück bei der Landung. Nicht auf den Kopf, nicht auf den Bauch sondern relativ flach auf den Rücken. Ich trug, warum auch immer, zwei Rückenpanzer übereinander. Ich stürzte zwischen die abgesägten Baumstrünke und am Boden lagen noch Äste vom letzten Holzschlag. Ich hatte Glück, dass ich weder von meiner S1 noch von der nachfolgenden XB erschlagen wurde und ich hatte Riesenglück dass ich nicht alleine unterwegs war. Man hätte mich dort unten nicht gefunden. Als ich wieder zu mir kam, waren meine Mitfahrer bereits bei mir unten und kümmerten sich um mich. Ich konnte meine Beine bewegen, das machte immerhin Hoffnung. Ich verlor immer wieder das Bewusstsein, einmal waren Sanitäter da, dann ein Helikopter der mich letztendlich wieder nach oben brachte und dann ins Krankenhaus flog. Dort wurden 23 Knochenbrüche, Hirnerschütterung und zahlreiche Prellungen, Verstauchungen und ein blaues Auge diagnostiziert. 7 gebrochene Brustwirbel waren das gravierendste, der doppelte Rückenprotektor rettete mich vor dem Rollstuhl, am schmerzhaftesten waren aber die 14 zerbrochenen Rippen die zu allem Überfluss teilweise die Lunge perforiert hatten. Pneumothorax nennt sich das, wenn Luft in den Brustkorb eindringt, in diesem Zustand konnte ich nicht mehr mit dem Flugzeug transportiert werden. Dazu kam noch der rechte Arm und die rechte Hand, anfangs völlig unwesentlich, sind das die einzigen Verletzungen die bis heute nicht vollständig verheilt sind. Über das italienische Krankenhaus möchte ich mich nicht weiter auslassen. Sie haben mich gerettet und dafür bin ich ihnen sehr dankbar, aber ich empfehle allen, wenn immer möglich, einen Aufenthalt in einem italienischen Krankenhaus zu vermeiden. Nach 7 Tagen kam der Rettungsarzt des TCS, entschied dass ich transportfähig sei, und brachte mich im Helikopter nach Männedorf. Dort war es vergleichsweise wie im Wellnesshotel und so erholte ich mich rascher und besser als erwartet. Während des Aufenthaltes dort, hatte ich verschiedene Symptome die auf ein posttraumatisches Belastungssyndrom hinwiesen. Glücklicherweise blieb es bei diesen einmaligen Symptomen und die Anfangsdiagnose bestätigte sich nicht. Inzwischen bin ich zu 99% genesen, das ist ganz toll. Ich erholte mich mit fast unheimlicher Geschwindigkeit und Konstanz. Selbst in meinen positivsten Einschätzungen hätte ich nicht mit einem solchen Verlauf gerechnet.
    Nun, wie kann so etwas passieren? Es war ein Selbstunfall, ich war 100% selber schuld und bin eigentlich froh darüber, denn so konzentriert sich auch mein ganzer Ärger auf mich selbst und nicht auf jemand anderen. Es waren zwei Fehler. Zuerst die Nachlässigkeit beim Einschätzen des Strassenverlaufs und dann die fatale Unaufmerksamkeit in einem entscheidenden Moment. Mein grösster Horror war immer, ein anderer Verkehrsteilnehmer der eine Stoppstrasse überfährt oder mir beim Linksabbiegen aus Unachtsamkeit den Weg abschneidet. Nie hätte ich damit gerechnet dass mir selber so ein Fehler passieren könnte. Ich wurde eines besseren belehrt!
    Was kann man daraus lernen? Wir sind alle nicht unfehlbar. Motorradfahren verlangt volle Konzentration, immer, auf jedem Meter, bei jedem Wetter und zu jeder Tageszeit! Wenn es drauf ankommt kann die Schutzkleidung gar nicht gut genug sein. Das sind Dinge die man sich immer wieder ins Bewusstsein rufen muss.
    Passt auf Euch auf, fahrt vorsichtig und konzentriert.



    BTW: So sieht eine Motorradjacke aus, wenn man herausgeschnitten wurde.

    Weltmeister im synchron-Klippenspringen 2015


    8) In dubio Prosecco!

  • Einfach schön das es dir nach so einer Sache wieder gut geht. Ich kann mit dir mitfühlen wie froh dass man ist wen so ein Unfall keine massiven Einschnitte im Leben verursachen.
    Nach solchen Erlebnissen wird das Motorradfahren nicht mehr das gleiche sein. Es wird einem bewusst dass es auf die Jahre hinaus gesehen wichtig ist nicht am Limit zu agieren. Wir alle wollen auch im Alter noch auf das Motorrad steigen. Das ist zumindest mein Ziel. Darum bin ich einiges gemächlicher geworden. 😉

  • WOW, ich hatte ja mitbekommen, daß du doch schon einiges an Verletzungen hattest, aber so viel ! Schön daß du das Leben wieder geniessen kannst und wir sehen uns sicher am Grollen 2016 auf das eine oder andere Gespräch.
    Es zeigt sich wieder, daß sich gute Schutzkleidung immer lohnt

    Gruß Martin


    Love people, not things. Use things not people.

  • Solche Sinnestäuschungen sind der blanke Horror wenn man da drüber nachdenkt!
    Aber Hauptsache wieder 99% gesund.
    Also mit voller Konzentration durchs 2016[emoji41][emoji41][emoji41]



    Herzlich grüsst
    Agusta

    • Offizieller Beitrag

    Besser Geld für gute Klamotten ausgeben als für Bling-Bling! Dann hilft auch der Schutzengel! Ich bin froh, dass dem Kaspar nicht wesentlich mehr passiert ist, da ging es ganz schön weit runter....
    Und wegen Streckenverlauf - die fiktive Gerade hatte ich Mal bei einer Ausfahrt im Muotatal - da habe ich überholt, im letzten Moment gesehen, dass es nochmals nach links geht und die Gerade nicht wirklich existiert - konnte mich gerade noch zwischen zwei Autos quetschen - durchgeatmet, nach links geschaut - da war Rolf, der mir "blind" hinterhergeflogen ist....

  • Ja Caspar, du kannst Dir nicht vorstellen wie froh ich war dass du geatmet hast und bald gesagt hast dass du deine Beine spürst als du da unten lagst!
    Das war was... mir schaudert es immer wieder ein wenig wenn ich daran zurück denke und frage mich wie ich einfach aus dem Loch hochkriechen konnte während du mit dem Helikopter geborgen werden musstest. Mein grosses Glück war wohl dass ich auf der Strasse noch Geschwindigkeit rausnehmen konnte.
    Ich bin wirklich froh bist du so schnell so gut genesen!

    Vize-Weltmeister im Synchron-Klippenspringen 2015


    Buell XB12Ss '08 - Klippensprungsportgerät


    STAY WILD - RIDE FREE

  • Da wird einem ganz anders beim Lesen!
    Sagenhaft, wie Du gesundet bist, herzlichen Glückwunsch.
    Weiterhin gute Besserung für das letzte Prozent!

  • Caspar, tolle Beschreibung und für alle eine kleine Mahnung, doch noch mehr aufzupassen, als sowieso schon.


    Als wir Dich Samstag im Krankenhaus besucht haben und Du ansprechbar warst, ist mir ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Ich entschuldige mich nochmals, dass wir Dich zum Lachen gebracht haben. Hinsichtlich der Rippen hattest Du ja ganze Arbeit geleistet und so ein Pneumo ist nicht zu unterschätzen!
    Der Bericht über Deine "Entführung aus dem Serail aka italienisches Krankenhaus" löst bei mir heute noch eine Mischung aus Kopfschütteln und sarkastischem Grinsen aus.
    Aber als Du mir das Foto aus Männedorf geschickt hattest, auf dem Du zum ersten Mal wieder auf den eigenen Beinen gestanden hast, hatte ich fast Tränen in den Augen.
    Schön, dass fast alles wieder so gut verheilt ist. Ich freue mich riesig aufs nächste Wiedersehen!

    "Würde es Ihnen etwas ausmachen, Ihre Gedanken mit ins Grab zu nehmen?"

  • Sehr eindrücklich geschrieben, Caspar. Bin echt froh dass du und Frosch nicht noch mehr Schäden davontrugen. Ich hoffe, dass auch die letzten Verletzungen bald vollständig verheilen, und dass dieses Jahr mehr Spass macht, wenns auch gemächlicher wird.

  • Mir wurde beim Lesen auch ganz anders!! Manchmal braucht man wirklich Glück und einen guten Schutzengel. Freut mich, dass die Genesung so schnell voran ging. Bei der langen Liste ist es schon das 2te Wunder. Freue mich schon auf ein Wiedersehen am Grollen. Wie sagen die in Luges Heimat "uffbasse" :)

  • Hoi Caspar


    Danke für den schönen Bericht. Ich war ja life dabei , kanns aber so nicht rüberbringen.
    Wie er schon geschrieben hat , waren wir nicht Grenzwertig unterwegs.
    Es sind halt nur Bruchteile von Sekunden, die es entscheiden können.



    Ihr glaubt gar nicht , wie mann sich fühlt , wenn ein guter Freund , für mich sehr sympatisch
    ( seit dem 2009 er Grollen ) in der tiefe liegt und die Hilfe weit weg ist. da werden Minuten zu Stunden !!


    Die erste Überraschung es kam Frosch hochgeklettert , der hatte fast nichts. ---Mensch hattest Du Glück---
    (selbst sein Moped sah nach der Bergung nicht unreparabel aus.)
    Sicherheitsabstand war bei Ihm knapp unterschritten ( 3-6 m ?? ) Sorry Frosch


    Zuerst kletterten Hans und Christian hinab , was ja fast unmöglich war, um nach Caspar zu sehen und eine sichere Stütze zu geben.
    Gottseidank war er ansprechbar,
    Dann versuchte ich in einem für mich unbekannten Gebiet,den Italienern zu erklären wo wir überhaut sind (grrr)
    Ich hatte den Beipackzettel natürlich zuhause im Hotel liegen :(


    Polizei und Ambulanz kamen nach ca 45 min ! Jeder von uns bangte um Caspar
    Die Buell von Frosch hing auch noch Kopfüber schräg oberhalb von Caspar, und war noch nicht gesichert
    Ich versuchte an Caspars Buell die Zündung auszuschalten,
    dann kam dann endlich auch die Abulanz und machte die Erstversorgung.
    Wir waren alle sehr besogt um Caspar,,


    Der eine Bullizischt grinste und machte schnell ein paar SensationsBilder ( Arschl...... )
    Die Zeit verging bis dann endlich der Heli kam, und sich die Bergungstelle ansah.


    Das war für mich die 3.Bergung eines Freundes , ich konnte am nächsten Tag nicht
    flüssig fahren ohne ein Gedanke an Caspar .
    Alles andere hat er ja gut beschieben.



    Ende November bin ich mit meiner Frau richtung Zürisee gefahren ,
    Und wer steht da am Gartentor ( Caspar ) --Jeaa-- hats mich gefreut.


    Schön Ihn so genesen wieder zu sehen



    Ich für mich muß niemanden was beweisen, mein Leben ist mir doch
    noch ein wenig wichtiger als die letzte Rille,
    ---Zügig und mit Abstand sicher Unterwegs, mach genau so Spaß----



    Grüße an alle aus dem Kraichgau (an Caspar ,Frosch, Christian ,Hans & Annkatrin und -?-)
    und alle anderen Buellern


    Andreas

    Klippenspringverweigerer--2015--

    2 Mal editiert, zuletzt von kawandi ()


  • Zuerst kletterten Hans und Daywalker hinab, ......


    Grüße an alle aus dem Kraichgau (an Caspar ,Frosch, Daywalker...............


    Hey Andreas,


    sehr schön geschrieben, aber eine kleine Korrektur: ich war bei der Tour nicht dabei! Ich hab erst im Hotel davon erfahren und später versucht, nähere Infos aus dem Krankenhaus zu bekommen. Dank der Hilfe hier nicht genannter befreundeter Buellfahrer hat das ja auch halbwegs geklappt.


    PS: Daywalker ist kein Mann! ;)



    Claudia

    "Würde es Ihnen etwas ausmachen, Ihre Gedanken mit ins Grab zu nehmen?"

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